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15.12.2024 | Susanne Neumann
Namaste!
Ich bin auf dem Weg zu einem Interview-Termin. Ein Gespräch mit einem Yogi steht an. Das Thema habe ich mir für unsere Rubrik Lifestyle ausgesucht und frage mich gleichzeitig, ob man Yoga als Lifestyle betrachten darf. Eigentlich viel zu oberflächlich.
Ich denke darüber nach, wie die Zeit zum Ende des Jahres immer mehr Tempo annimmt und man stets das Gefühl hat, nicht mehr alles zu schaffen. Darf man in unserer Gesellschaft Dinge ablehnen und sich zurücknehmen? Wird man mit dem Verhalten als Niete eingestuft oder als besonders besonnen und mit Selbstfürsorge wahrgenommen?
Auf all diese Fragen erhoffe ich mir Antworten in diesem Gespräch.
Für Mache ist Yoga nur ein spiritueller Sport, bei dem man zig Mal hintereinander den Sonnengruß macht und vernünftig atmet. Für andere ist es eine Einstellung zum Leben, seinen Mitmenschen und dem großen Ganzen. Mein Gesprächspartner ist Dirk Gandharva Schwarzer. Wir kennen uns schon lange. Immer mal wieder treffen wir aufeinander über zig Jahre.
Susanne Neumann: Hallo Dirk, wie geht es Dir? Erzähl doch unseren Lesern, wie Du zum Yoga und zur Meditation gekommen bist.
Dirk Gandharva Schwarzer: Vor fünfzehn Jahren hat mich eine Freundin zu einem Aufenthalt in einen Ashram an die Nordsee eingeladen. Yoga in seiner Form als Fitness und Bewegung mit Entspannungsfaktor hatte ich schon eine ganze Weile gemacht. Aber ich war neugierig, was mich erwarten würde und bin der Einladung gefolgt.
Ich habe rasch festgestellt, dass der Anspruch ein anderer war, es war körperlich anstrengender, als ich es zuvor gewohnt war und mit Meditation und Gemeinschaftsgefühl verbunden. Die Erkenntnis, dass noch viel mehr hinter Yoga steckt, die Vielschichtigkeit oder besser gesagt die Elemente der fünf Säulen, haben mein weiteres Interesse geweckt. Und mit dieser Neugierde bin ich wieder nach Hause zurückgekehrt. Das Zusammenspiel von Geist und Körper hat mir gefallen, das fand und finde ich nach wie vor sehr spannend.
Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben an einem Punkt, wo mir klar wurde, es muss etwas passieren. Es muss sich etwas verändern. Ich war unzufrieden, ich war gereizt, schnell überfordert. Nach dem Aufenthalt im Ashram wurde mir bewusst, dass ich auf der Suche gewesen war und etwas gefunden hatte. Meditation, die mittlerweile mein Hauptaugenmerk ist, hat mir in Folge dabei sehr geholfen.
SN: Würdest Du sagen, dass nur DER EINE Weg der richtige ist?
DGS: Nein. Es gibt Menschen, die praktizieren Poweryoga und fühlen sich gut dabei. Yoga ist durchaus ein beliebter Gegenpol, der im Fitness-Studio ebenfalls großen Anklang findet. Hier kommen wir wieder in die Vielschichtigkeit der Möglichkeiten. Spannend ist aber auch das zum Yoga Körperhaltung (Asana), Atemtechniken (Pranayama) und Ernährung gehören. Alles zusammen ergibt ein rundes Bild. Jeder Mensch ist anders und sucht auch etwas anderes.
SN: Wie ging dann Deine Reise weiter? Irgendwann hast Du ja beschlossen, selbst Yoga und Meditationskurse zu geben.
DGS: Ich habe mit meinen Ausbildungen angefangen und sehr intensive Wochen in Ashrams verbracht. Zum Beispiel Schweigewochen – das macht schon etwas mit einem, wenn man es durchzieht. Man kann sich völlig auf sich fokussieren und ist keinen Gesprächsangeboten ausgesetzt, deren Inhalte einen vielleicht gar nicht interessieren. Nur Du und Deine Gedanken. Bei mir war es ein Prozess, der sich entwickelt hat.
SN: Ab wann ist man denn bereit, Kurse zu geben? Ist das eine Frage der Qualifikationen oder wie hat sich Dein Weg gefügt?
DGS: In meinem Berufsleben arbeite ich mit jungen Erwachsenen, die ins Berufsleben begleitet werden müssen. Manche sind sehr reizüberflutet oder können sich nicht auf eine Sache konzentrieren. Ich habe die Gelegenheit nutzen dürfen, Meditation als Lösung anzubieten. Man muss die Teilnehmer abholen und reinbringen. Am Anfang spielt der Kopf verrückt, die Gedanken kreisen.
Manche Teilnehmer müssen zunächst überredet werden, sich darauf einzulassen. Aber durch die Bank wegkann man sagen, dass die Resonanz anschließend positiv ist. Diese Erfahrungen haben mich darin bestärkt, den Weg als Lehrer oder Unterweiser weiterzugehen.
SN: Lass uns über Deinen spirituellen Namen sprechen. Wer hat ihn Dir gegeben und was bedeutet er?
DGS: Wenn man es möchte, bekommt man nach großen Ausbildungen einen spirituellen Namen von einem Meister oder Swami verliehen. Ein Swami ist ein hinduistischer Ehrentitel, der angesehenen Menschen und Lehrern vorangestellt wird.
Im Vorfeld gibt es ein Gespräch mit dem Meister, der den Namen vergeben darf. Man spricht über sein Leben und seine Vorlieben und Interessen, da der spirituelle Name auch zur Person passen sollte. Ein spiritueller Name wird einem im Rahmen eines Rituals vergeben. Ich habe meinen Namen von einer Frau im Allgäu erhalten, sie ist kein Swami, aber Befugte. Mein Name Gandharva bedeutet „Himmlischer Musiker“ – ich war viele Jahre in meinem Leben Berufsmusiker, was damit natürlich in Verbindung steht. Ich finde den Namen sehr gelungen und bin stolz darauf.
SN: Das ist ja der richtige Cliffhanger, um etwas sehr Unkonventionelles anzusprechen. Du singst Mantras, erzähl doch unseren Lesern etwas drüber.
DGS: Mantars sind Gebete oder Rezitate von alten indischen Schriften, die vorwiegend während der Meditation in monotoner Stimmlage vorgetragen werden, um in die Mediation reinzukommen. Ich hatte Lust, dieses Element etwas moderner zu gestalten und habe mich an das Projekt gewagt, mit meinen Stilmitteln, bei denen ich zu Hause bin. Ich habe mich der Rezitate bedient, sie neu vertont und mit Gitarre untermalt. Das Ergebnis kommt gut an und ich begleite Mantras auf diese Art bei meinen Yoga-Stunden oder schließe meine Stunden damit ab.
SN: Welche Präsenz nimmt denn dieses umfangreiche Hobby ein oder besser gesagt wie ist der Lebensstil mit all seinen Facetten, mit einem normalen Alltag kombinierbar?
DGS: Ach, das passt ganz wunderbar. Man lernt ja, wie nahe man Dinge an sich heranlässt. Einmal im Jahr verbringe ich eine Woche in einem Ashram und genieße diese Zeit sehr. Ich möchte sagen, Du gibst Dich selbst am Eingang ab und lebst einen strukturierten, meditativen Tagesablauf. Man tankt auf und geht mit neuen Inspirationen wieder nach Hause.
SN: Gibt es eine bestimmte Akademie oder Yoga-Community, die Du empfehlen würdest?
DSG: Yoga Vidya wäre da meine erste Wahl. Es ist der größte zertifizierte Yoga-Ausbilder in Deutschland, der eigenen angemeldete Berufsverbände hat. Die Ausbildung zum Yogalehrer finde ich sehr fundiert. Bei Yoga Vidya kann man auch eine 2-Jahres-Ausbildung zum Yoga-Lehrer absolvieren, die eine Zertifizierung zu § 20- Präventionskursen beinhaltet. Was für ein abrechenbares Kursangebot unumgänglich ist.
Das Ausbildungsangebot ist sehr umfangreich, die angebotenen Events und Festivals sind reichhaltig und das Preisgefüge ist sehr fair. Es gibt Intensiv-Ausbildungen, Crash-Kurse und eine gute Auswahl an Standortmöglichkeiten. Yoga Vidya unterhält vier große Ashrams, strategisch gut verteilt und zusätzlich eine große Anzahl von sogenannten „Center“, die es fast in jeder großen Stadt gibt.
Mehr Informationen zu Aus- und Fortbildungsangeboten können Sie hier bekommen:
www.yoga-vidya.de
SN: Vielen Dank für dieses sehr nette Gespräch und Deine Zeit!
DGS: Das kann ich nur erwidern, es hat mich auch gefreut.
Autor
Susanne Neumann
Leitende Redakteurin #FITNESS
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