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03.09.2024 | Susanne Neumann
Ausbildung im Wandel – Im Gespräch mit Claus Umbach
Claus Umbach ist geschäftsführender Direktor der dba – Deutsche Berufsakademie Sport und Gesundheit. Im Jahre 1983 gründete Claus Umbach das Sportstudio Baunatal. Nach der Mitgründung der Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung e. V. (dflv) konzipierte er seit 1989 qualifizierte und anerkannte Ausbildungsmodelle in der Fitness– und Gesundheitsbranche.
Die Deutsche Berufsakademie Sport und Gesundheit hat bis dato sehr vielen Absolventen durch den qualitativ hochwertigen Unterricht zu den entsprechenden Kompetenzstufen verholfen und somit zu beruflichem Erfolg im Gesundheits- und Fitnessmarkt.
Anlässlich der aktuellen Marktstudie in unserem Magazin der gängigen Aus- und Fortbildungsinstitute, hatte ich Gelegenheit, mich mit Claus Umbach über Bildung in der Fitnessbranche zu unterhalten.
Susanne Neumann: Claus, hat sich der Blick auf die Dinge im Laufe der Jahre verändert? Ist eine Ausbildung wichtiger geworden oder rückt „Das Abschlussdokument in der Hand“ in den Hintergrund?
Claus Umbach: In der Tat führen wir seit 40 Jahren Fitness- und Sportausbildungen in Baunatal durch. Unser Lizenzsystem mit C-, B- und A-Lizenz hat sich dabei auch bei anderen Institutionen etabliert. Wir haben uns damals an den Vorgaben des Deutschen Sportbundes orientiert und ein vergleichbares Curriculum für den Fitnesssport entwickelt. Das war damals neu! Leider gibt es bis heute keine staatlichen Vorgaben, was eine Fitnesstrainerin oder ein Fitnesstrainer können muss. Heute verzeichnen wir mehr „Wildwuchs“ als damals. In den 1980er-Jahren gab es drei qualifizierte Ausbildungsinstitutionen: DSSV, BSA und uns als DFLV. Zudem ist das Berufsbild eines Fitnesstrainers oder einer Fitnesstrainerin nicht geschützt. Jede Person, die ein Zertifikat in der Hand hält, meint, sie sei professionell ausgebildet. Eine Prüfung unter staatlicher Aufsicht gibt es noch immer nicht. Daher sind wir den Weg über das staatlich anerkannte sportwissenschaftliche Bachelorstudium gegangen, um mehr Qualität in die Ausbildung zu bringen.
SN: Die dbA – Deutsche Berufsakademie Sport und Gesundheit, deren Geschäftsführer Du bist, bietet eine Vielzahl an Fachqualifikationen und Studiengängen an. Welches Ausbildungsangebot ist der Renner?
CU: Unsere sportwissenschaftlichen Bachelorstudiengänge sind natürlich sehr gefragt. Ebenso unsere neue Berufsausbildung zum/zur ZPP-anerkannten Präventionstrainer/in. Dies ist eine ganz neue zertifizierte Ausbildung. Die traditionelle Lizenzausbildung erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Auch der/die Athletik- und Gesundheitstrainer/in wird stark nachgefragt. Ein großer Vorteil unserer Ausbildung ist die modulare Konzeption. So kann man beispielsweise eine Berufsausbildung abschließen und mit ein oder zwei weiteren Modulen gleich eine zusätzliche Qualifikation erwerben. Der Ausbildungsplan unserer Programme folgt einem Spiralcurriculum.
Der Duale-Studiengang ist eine Möglichkeit, praxisorientiert sein Studium zu bewältigen und sich zusätzlich Geld zu verdienen. Im Zeitalter des Fachkräftemangels ist das doch eine ideale Schiene, seinen Mitarbeiter von morgen zu fördern und an sich zu binden. Funktioniert das in der Realität gut, oder sehen Studiobetreiber (leider) nur eine günstige Arbeitskraft in diesem Mitarbeiter?
Wie im richtigen Leben gibt es solche und solche Fälle. Man kann jedoch beobachten, das Unternehmen mit einer höheren Qualität und Qualifikation sich umso mehr über qualifiziertes Personal für die Zukunft freuen. Es ist aber auch wichtig, die Studierenden zu sehen, die auf Basis des Bachelors noch weitere Karriereschritte anstreben.
Gibt es eine Entwicklung, wie sich Interessenten früher und heute über Ausbildungsmöglichkeiten informieren?
Da wir unsere Ausbildung im Direktunterricht durchführen, haben wir ähnlich interessierte Teilnehmende wie früher. Wir legen seit jeher Wert auf Qualität und Können, daher kommen auch die wirklich Interessierten zu uns. Ein großer Prozentsatz schließt die Prüfungen mit „sehr gut“ ab. Darauf sind wir natürlich stolz, weil es uns gelungen ist, unsere Teilnehmenden zu motivieren. Unsere qualifizierten Abschlüsse haben in der gesamten Branche ein hohes Ansehen.
Ist eine fundierte Ausbildung nur möglich, wenn man einer Gesellschaftsschicht angehört, die sich Bildung leisten kann?
Eine fundierte Ausbildung kann jede/r machen. Man muss nur wollen und ein hohes Maß an Motivation mitbringen. Wir bieten sogar spezielle Prüfungen für Teilnehmende mit Migrationshintergrund an. Bei Menschen mit Migrationshintergrund kann es vorkommen, dass sie beim Sprechen gut dabei sind, aber deutsche Texte nicht auf Anhieb verstehen. In solchen Fällen gibt es eine vertiefende mündliche Prüfung. Es ist beeindruckend zu sehen, wie stolz die Teilnehmenden auf sich sind, wenn sie es geschafft haben. Auch die Ausbildungswochenenden bringen viele soziale Kontakte und man lernt voneinander. Oft begleiten unsere Dozierenden auch Gruppen zum Essen.
Durch die Pandemie hat sich die Fitness-Branche gesundgeschrumpft, es ist viel Bewegung in der Branche. Marktbeobachtungen erkennen, dass die Fitness- und Gesundheitsbranche immer mehr zusammenrückt. Hat das Auswirkungen auf die dbA? Und was ist Deine persönliche Zukunftsprognose zu unserer Branche?
Deine Feststellung kann ich so nicht bestätigen. Ich sehe eher ein Auseinanderdriften der Branche. Auf der einen Seite gibt es Ketten und personallose Studios, auf der anderen Seite Mittelständler mit einem zunehmend gesundheitsorientierten Ansatz. Während der Pandemie haben viele nach Gesundheit gerufen, gehen heute jedoch denselben Weg wie früher weiter. Solange Prämissen wie günstig oder billig die Preise bestimmen, kann es keine gute Betreuung geben. Es ist aber möglich, dass Physiotherapiepraxen demnächst in die Fitnessbranche einbrechen und zeigen, wie wichtig eine fachlich qualifizierte Betreuung ist, besonders im Hinblick auf eine älter werdende Bevölkerung. Unsere Studierenden finden häufig duale Partnerinnen in Rehazentren, Physiopraxen und Gesundheitsstudios. Auch Vereine holen stark auf und setzen auf duale Studierende. Man muss natürlich wissen, dass wir nicht unbedingt den Nachwuchs für Fitness-Studios ausbilden, sondern unsere Ausbildung reicht in den gesamten Sport-, Fitness- und Gesundheitsbereich.
Claus, vielen Dank für dieses intensive Gespräch.
Autor
Susanne Neumann
Leitende Redakteurin #FITNESS
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